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Reiseberichte

Mongolei

24.07.2008
Mongolei

Nach einigen Tagen in Gorno Altaisk freue ich mich wieder aufs Motorrad fahren und wir machen uns auf, die letzten ca. 500 – 600  km zur mongolischen Grenze zu fahren. Wir übernachten auf einem Campingplatz in einer kleinen Holzhütte an einem sehr schönen Fluss. Von den Besitzern des Campingplatzes werden wir wieder zu einer Banja, Schaschlik und Wodka eingeladen (wirklich nette Leute)!

Am nächsten Tag beschließen mein Mitfahrer Matthias und ich, uns für 2 Tage zu trennen. Hierzu ist es jetzt die letzte Möglichkeit vor der Einreise in die Mongolei. Ich fahre entlang der M 52 durch eine wirklich schöne Natur. Langsam wird es Gebirgiger und ich nehme einen Abzweig. Der Abzweig ist zwar eine Sackgasse, es ist aber recht schön dort. Der letzte Ort der Straße ist ca. 300 km entfernt. Nach ca. 60 km wird die Straße aber so schlecht, dass ich umkehre und am nächsten Tag auf die Hauptstraße zurück will. Ich höre von einem kleinen See der fast auf meiner Route liegt und beschließe einen kleinen Abstecher dorthin zu machen. Nach 5 km Fahrt fährt sich die Twin plötzlich ziemlich eierig und ich hab mir einen Plattfuß gefangen. Da die Strecke absolut staubig ist, pumpe ich den Reifen nochmals auf und fahre an eine weniger staubige Stelle zum Reifenwechsel. Etwas sehr Scharfes hat mit die Decke und den Schlauch ca. 2 cm aufgeschlitzt. Wie es sich gehört ziehen natürlich schwarze Wolken auf und es donnert schon. Als ich fast fertig bin hält ein VW "Touareg" aus Kasachstan neben mir. Drei Männer und eine Frau steigen aus und fragen ob ich Hilfe brauche.

Durch das nahende Unwetter bin ich froh darüber und nehme das Angebot an. Als erstes packt der Fahrer aber eine Dose Rindfleisch und eine Miniflasche Wodka aus. Die Dose machen Sie mit einem Gasbrenner heiß und ich soll erstmal einen trinken. Das scheußlichste Zeug was ich je getrunken habe. Ich schaue mir die kleine Flasche an und sehe nur 90 % Alkohol. Ich frage noch, ob das Benzin sei, aber die Kasachen meinten das wäre guter Wodka. Schnell ist das Hinterrad wieder eingebaut, die Koffer angebaut und es fängt an wolkenbruchartig zu regnen. Die Kasachen meinten, sie übernachten ca. 20 km entfernt und ich solle doch mit kommen. Bei dem Wetter habe ich sofort angenommen und mich auf eine trockene Nacht gefreut. Aber die Anfahrt ging über Feldwege und schlammigen Boden. Für den Touareg kein Problem, aber ich bin durch den Schlamm sich zu setzende Reifen 3 mal gestürzt. Nach der Ankunft gab es erstmal eine heiße Banja und der Grill brannte auch schon. Die Kasachen haben sich dann aber doch etwas viel von ihrem Wodka einverleibt, sodass ich den späteren Abend mit den Pensionsbesitzern allein verbracht habe.

Die Pension war doch ein ziemlich abgefahrener Laden. Die Besitzer waren von Beruf Chemiker und im kalten Krieg Bombenbauer bei der sowjetischen Armee gewesen. Später sind sie dann in die USA ausgewandert, aber dann doch irgendwann zurückgekehrt. Nun betrieben sie die Pension, oder wie sie sagten ein „Sanatorium“, und machen ihr Geschäft mit "Naturprodukten". Sie entnehmen Hirschen Blut und machen allerlei Zeugs daraus. Es gab Pillen, Tropfen, eine Art Sirup und man konnte ein Bad mit Hirschblut nehmen. Angeblich gut für die Gesundheit. Kunden seien unter anderem das russische Daviscupteam und das "Kamaz Rallye Team" der Rallye Paris-Dakar. Das war absolut nicht mein Ding!!!

Am nächsten Tag musste ich früh los denn der Plattfuß hatte doch einige Zeit in Anspruch genommen und bis zum vereinbarten Treffpunkt mit Matthias waren es noch weit über 100 km. Die Landschaft wurde immer Gebirgiger und wir finden einen schönen Übernachtungsplatz mit Blick auf schneebedeckte Altaigipfel. Am Lagerfeuer lassen wir diesen schönen Fahrtag ausklingen. Die mongolische Grenze ist nun nicht mehr sehr weit und an späten Nachmittag des nächsten Tages erreichen wir die Grenze bei Tashanta. Laut Karte hätten wir eigentlich noch 20 km zu fahren, aber das ist wohl Niemandsland. An der Grenze angekommen sehen wir nicht ein Fahrzeug und wir erfahren das die Grenze nur von 9:00 bis 17:00 Uhr geöffnet ist. Da wir nun einen Übernachtungsplatz brauchen, erzähle ich Matthias das ich einige Kilometer vor der Ortschaft ein oranges Zelt gesehen habe und das dort evtl. ein Motorrad gestanden hat. Wir fahren zurück und tatsächlich treffen wir dort 4 Deutsche aus Bayern und einen Finnen. Auch sie warten bis morgen auf die Einreise in die Mongolei und so haben wir ein kleines Bikertreffen. Man hilft uns sogar aus der Patsche und wir bekommen ein GPS-Gerät geliehen. Dafür vielen Dank noch mal!

Der Grenzübertritt verlief wieder einmal problemlos. Diesmal hatten wir jedoch 3 Stunden Wartezeit auf russischer Seite. Auf mongolischer Seite empfing man uns dann mit den Worten "Welcome to Mongolia". Ab jetzt gibt es keine geteerten Straßen mehr und wir machen uns auf den Weg nach Ulgij. Straßenschilder gibt es auch nicht mehr und so fahren wir den Spuren der anderen nach. Neben der Straße liegt ein verendetes Pferd und als wir anhalten fliegen mehrere Geier hoch und verlassen den Kadaver. Eigentlich ist es schon ziemlich spät und wir wollen uns schon einen Schlafplatz für die nächste Nacht suchen, da tut sich vor uns eine neue, geteerte Straße auf. Die 70 km bis Ulgij sind dann schnell gefahren.

Kurz vor der Stadt dann werden wir vom einem Auto angehalten und gefragt ob wir schon eine Unterkunft haben. Der Fahren verspricht uns das blaue vom Himmel und behauptet, seine Unterkunft wäre besser und billiger als die Hotels der Stadt. Für 10 $ pro Person gäbe es Essen, Sauna, Dusche, Internet usw. Wir gehen darauf ein und haben widerwillig Familienanschluss inklusive. Der Opa der Familie zeigt mir immer wieder seinen zahnlosen Mund, ein anderer Typ sitzt rülpsend auf unserem Bett. Als ich dann nach der Dusche frage und ich mir dann stattdessen mit einen Wasserkessel auf dem Hof die Haare waschen muss, verkneife ich mir die Frage nach Banja und Internet. Die Nacht wird auch ganz nett, denn ich krache mit meinem Bett ein und liege plötzlich 15 cm tiefer. Ausschlafen ist auch nicht, denn ab halb acht will die Familie in unserem Zimmer frühstücken.

Die Touristeninformation der Stadt ist sehr kompetent und auch als wir noch Fragen zu unserem Visa haben sehr hilfsbereit. Die nächsten 5 Tage verbringen wir in den Bergen. Es gibt einen Nationalpark und einen Ort mit Zeichnungen aus der Steinzeit. Diesen Ort versuchen wir zuerst zu erreichen, müssen unser Vorhaben jedoch auf Grund eines Hochwasser führenden Flusses abbrechen. Trotzdem hat der Ausflug viel Spaß gemacht. Beim Zelten ist man auch nicht lang allein. Kurz nachdem wir unser Zelt aufgebaut hatten, wurden wir "die neuen Nachbarn" von den Bewohnern der ca. 1 km entfernten Jurte erstmal begrüßt und mit Ayran und Milch versorgt.

Durch die vielen Fahrspuren weiß man manchmal überhaupt nicht wo die Piste ist, aber das hat auch seinen Reiz. Auch sehr konzentriertes Fahren ist angesagt. Plötzlich auftretende Löcher, Wellen, Sand oder Waschbrett sind nicht zu unterschätzen. Der zweite Ausflug brachte uns an einen sehr schönen See. Die Strecke war sehr anstrengend und ohne Geländewagen oder Motorrädern so gut wie nicht machbar. Ab der Ortschaft Tsengel brauchten wir für 100 km knapp 6 Stunden. Der Ausflug hat sich jedenfalls gelohnt.

500 km Offroad sind jetzt erstmal genug und wir wollen unsere Motorräder nicht überbeanspruchen. Leider haben wir hier jeden Tag regen und wir wollen uns die totale Sonnenfinsternis am 01. August ansehen. Deshalb wollen wir die nächsten Tage südwärts Richtung Wüste Gobi fahren. Dort soll dann die Regenwahrscheinlichkeit nur bei 20% liegen.

 
   
   

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Stefan Windmann - Löhne - Germany