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Reiseberichte

Vietnam - Thailand

November 2008
Vietnam - Malaysia - Thailand

Nach 3 Tagen Bangkok haben wir unser Visa und Flugticket und machen uns auf den Weg nach Hanoi. Flug und Visa kosten uns 6600 Baht (1 Euro=45 Baht). Tickets gibt’s im Internet billiger (Airasia, Jetstar usw.) aber aus Zeitgründen nehmen wir die Dienste eines Reisebüros in Anspruch. Unsere ersten Erfahrungen mit der Sozialistischen Republik machen wir mit der abendlichen Busfahrt vom Airport ins Zentrum der Hauptstadt. Dauer ca.1 Stunde (davon 45 min. gehupt) für 5000 Dong (1 Euro= 22000 Dong). Den Verkehr könnte man ungelogen als chaotisch bezeichnen.

Am nächsten Morgen machen wir uns dann auf die Suche 3 Mopeds zu mieten. Chris hatte auf seiner Reise 2 Franzosen getroffen, die sich in Hanoi eine Minsk gekauft hatten und so haben wir eine Adresse für unser Vorhaben. Nach der ersten Probefahrt steht für uns fest, das die Minsk auf den Schrott gehört und wir mieten uns drei 125er Hondas. 10$ ist die Tagesmiete plus 50$ für den Rücktransport von Saigon nach Hanoi. Kein schlechter Preis finden wir und machen die Sache perfekt. Wir werden noch aus der Stadt herausgeleitet und es geht erstmal Richtung Norden. Ich muss schon sagen, dass ich keinem Anfänger raten würde in Vietnam zu fahren. Die Leute fahren ohne Kopf. Abbiegen oder einfach zu drehen auf der Straße ohne sich Umzuschauen ist hier Alltag. Denke mal das niemand einen Führerschein besitzt. Das man hier nur 13000 Verkehrstote hat (BRD in 2006 = 5094 Verkehrstote) grenzt schon an ein Wunder.

Es läuft wirklich gut und wir schaffen noch über 150 km an diesem schönen Nachmittag. Passend zum Etappen-Ende  finden wir auch noch ein günstiges Hotel (Zimmer=160000 Dong) und günstiges Bier (½ Liter für 10000 Dong). Was will man mehr. Ein vernünftiges Essen wäre gut gewesen doch langsam stellen wir fest das das angebotene Essen nicht unseren Erwartungen entspricht. Man könnte sagen das es in Nordvietnam das bisher schlechteste Essen der Tour gibt. Na ja, die Mongolei ist auch nicht wirklich besser. Der nächste Tag beginnt gut, tolle Landschaft, wenig Verkehr aber keine Beschilderung und wir verfahren uns erstmal völlig. Orientierungslos aber der Meinung das wir es nicht sind fahren wir entlang eines Flusses. Wir fragen des Öfteren nach dem Weg, doch auch die Kommunikation ist nicht wirklich einfach. Die Straße wird schlechter und schlechter um sich dann letztendlich in das heftigste Offroad der bisherigen Tour zu verwandeln. Es geht zum Teil nur noch über Fußpfade, Geröll und Felsen weiter. Wir überlegen umzukehren, denken aber das die Hauptstraße nicht mehr weit sein kann. Zu guter Letzt wird uns dann der Weg von drei ca. 25 Jahre alten Männern versperrt.

Trotz keinerlei Sprachkenntnissen wird uns schnell  klar was man von uns möchte: Wegzoll wird von uns verlangt. Da wir  aber keinesfalls vorhaben, etwas an diese Straßenräuber zu zahlen spitzt sich die Lage zu. Wir versuchen herauszufinden, ob sie Waffen dabeihaben oder nicht. Sind uns aber nicht 100 % sicher. Deshalb bieten wir ihnen letztendlich an, die Hälfte des verlangten Wegzolls zu zahlen. Als unser Angebot abgelehnt wird, wird  Kim plötzlich richtig ärgerlich. Wir brüllen die Piraten an und die sind sichtlich eingeschüchtert. Jetzt ist die Sache klar!!! Wir machen uns den Weg frei und setzten unsere Fahrt ohne Wegzoll fort.

Mittlerweile glaubt keiner mehr von uns, dass es hier jemals eine Strasse gegeben hat doch zum umkehren ist es zu spät. Mehrere Stürze und vielfaches Bergaufschieben sowie kleinere Flussdurchfahrten machen uns sichtlich fertig. Als es dann noch dunkel wird sinkt die Moral der Truppe nochmals. Eine Stunde später sehen wir entfernte Lichter und wir kommen an eine Teerstrasse. Noch 20 km bis zur nächsten Stadt und wir können sogar in einem Hotel schlafen. Letztendlich sind wir gar nicht so falsch gefahren, denn die Stadt liegt nahe unserer geplanten Route.

Der nächste Tag verläuft dann problemlos und wir setzen unsere Fahrt durch die grandiose Landschaft Nordvietnams fort. Spektakuläre Felsformationen, Reisfelder und Flüsse, wir sind absolut begeistert. Die kleinen Hondas laufen erstaunlich gut und verbrauchen ca. 2 bis 2,5 Liter auf 100 km. Gelegentlich werden auch neue Strassen gebaut. Die Baumaschinen, die verwendet werden, sind wahre Dinosaurier. Sie sehen aus wie Nachkriegsmodelle. Es ist nur nicht ganz klar welcher Krieg vorm ersten Weltkrieg es war. Es ist 15.30 Uhr und wir biegen mal wieder einmal in solch eine Baustelle ein. Laut Straßenbeschilderung soll unser Tagesziel 31 km entfernt sein. Um 18.00 Uhr ist es dunkel und wir denken das es in dieser Zeit machbar ist. Was dann natürlich wieder folgte war 5 km Strasse in Bau und anschl.1,5 Meter breite steinige Dschungelpfade mit extremen Steigungen und Abfahrten. Langsam wird es wieder dunkel und die 31 km sind auch längst gefahren. Nur gibt es hier keine Stadt.

Wir fragen uns, wo wir denn falsch abgebogen sein könnten, aber niemand  hat eine Idee. Seit Stunden sind wir niemanden begegnet und wir haben nasse Füße von Schlamm und Bachdurchfahrten. Um 22.30 Uhr und knapp 70 gefahrenen Kilometern kommen wir in ein Dorf. Es gibt einen Laden und man zeigt uns ein kleines Restaurant wo man uns eine chinesische Tütensuppe serviert. Während unseres Mahles klaut man Matthias noch einen Spiegel. Letztendlich finden wir auch jemanden, der uns für viel zuviel Geld einen Schlafplatz vermietet. Was für ein Tag!

Am nächsten Morgen stellen wir fest das wir uns überhaupt nicht dort befinden wo wir dachten. Eine schwimmende Brücke aus Bambus über einen Fluss und die Strasse endet. Wir haben keine andere Möglichkeit und wir mieten uns ein Boot um wieder auf eine Strasse zu kommen. Nach ca. 20 km stoppen wir an einem kleinen Bootsanleger und man möchte uns klarmachen das wir das Boot verlassen sollen. Es gibt weder eine Teerstrasse noch einen Ort hier und wir wollen an Bord bleiben. Letztendlich kommt jemand mit einem Moped und er versichert uns das es der richtige Weg ist.  Wir folgen ihm einen kleinen Pfad hinauf. Was wir nicht wussten ist das der Fluss an dieser Stelle durch einen Wasserfall unterbrochen ist und so müssen wir anschließend ein zweites Boot für die letzten 18 km mieten.

Wir befinden uns mitten im Ba Bee Nationalpark, ein Fluss und Seenlabyrinth, hier gibt es definitiv keine Strasse. Wieder festen Boden unter den Füßen beschließen wir, dass wir uns nur noch auf geteerten Strassen in Vietnam bewegen. Die Tage vorher waren uns eine Lehre. So fahren wir weiter südwärts. Das nächste Ziel ist die Halong Bay. Wirklich beeindruckende Landschaft mit Felsformationen im Wasser. Ab hier geht es immer auf dem Highway Nr.1 südwärts nach Ho Chi Minh City. Es wird auf den Straßenschildern immer HCM abgekürzt, aber die Vietnamesen sagen auch weiterhin Saigon zu ihrer Stadt.

50 km vor Da Nang stürmt dann ein wild gewordener Wasserbüffel auf den etwas höher gelegenen Highway. Matthias kann nicht mehr rechtzeitig bremsen und knallt dem Büffel erstmal ins Hinterteil. Kim schafft es auch nicht mehr rechtzeitig zu stoppen und fährt ebenso hinein. Beide Mopeds sind ineinander verkeilt und müssen erstmal von der Strasse. Kim hat sich den Ellenbogen tief aufgeschlagen und Matthias sein Arm ist ausgekugelt. Einige Schürfwunden und Prellungen hat er auch. Der Arm ist aber schnell wieder von allein zurückgesprungen, doch wir wollen es lieber von einem Arzt checken lassen und eigentlich müsste Kims Wunde genäht werden. Das erste Krankenhaus was wir finden ist ein kleines aber dafür sehr schmuddeliges Haus. Das Personal läuft mit Zigarette im Mund herum und die beiden wollen hier dann doch nicht behandelt werden.

Da Nang ist nicht mehr weit und wir übernachten dort. Am Abend fängt es dann so heftig an zu regnen wie ich es noch nicht erlebt habe. Auch am ganzen nächsten Tag regnet es. Matthias möchte seinen Arm nochmals checken lassen und wir warten in einem Restaurant auf ihn. Dort haben wir einen guten Blick auf die Strasse. Nach mehreren Stunden Dauerregen sieht die Strasse aus wie ein großer See. Das Beste ist, das sich in der Mitte ein Loch befindet was aber scheinbar nicht alle Mopedfahrer kennen. Alle 10 bis 15 Minuten fährt ein Moped hinein. Es ist so tief das das Moped zum Grossteil verschwunden ist. Weiterfahren ausgeschlossen!

Wenn der Fahrer nicht stürzt hat er wenigstens ein Vollbad genommen Schöner Platz für den Nachmittag. Bei dem Regen ist auch für uns nicht an weiterkommen zu denken. Matthias´s Schulter schmerzt und er kann nicht weiterfahren. Am nächsten Morgen setzen wir ihn samt Moped in einen Überlandbus und wir treffen ihn 2 Tage später im 450 km entfernten Nha Trang wieder. Etwas relaxen tut auch uns gut für einige Tage. Happy Hour, Bier für 6000 Dong lassen wir uns auch gefallen.

Wir bleiben auf dem Highway No.1. Er führt immer an der Küste entlang und wir kommen nach Mui Nee. Ein nettes Beach Resort für 175000 Dong die Nacht und wir sind so gut wie allein am Strand. Wir bleiben 4 Nächte bevor wir uns auf den Weg nach Saigon machen. Man hat uns erzählt das der Verkehr der schlimmste in ganz Vietnam sei doch wir finden das es nicht schlimmer ist als in Hanoi. Die Orientierung klappt gut und wir finden ein wirklich gutes Zimmer für 15 $ im Zentrum.

Unsere kleinen Hondas müssen wir auch wieder abgeben und ich muss sagen das es wirklich alles sehr gut geklappt hat. Gerne wieder! Noch 2 Tage und wir können unseren Flug nach Singapur antreten. Diesmal fliegen wir mit Jetstar Airways. Das Ticket hatten wir online gebucht und kostet pro Person 70$. Wir finden ein guter Preis. Als Fazit muss ich sagen, Vietnam ist mir ans Herz gewachsen. 3500 gefahrene Kilometer. Viel erlebt. Billiges Bier. Jederzeit wieder.

 
   

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Stefan Windmann - Löhne - Germany