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Reiseberichte

Kirgistan - Kasachstan

10.07.2008
Kirgistan - Kasachstan

Matthias hat sich eine Mandelentzündung zugezogen und liegt mit 38,8 Grad Fieber erstmal flach. Etwas Ruhe tut uns gut, bevor die Reise von Bishkek weiter Richtung Kasachstan führt. In unserem Guesthouse ist nicht viel los und beherbergt außer uns nur zwei weitere Gäste. Ein 71 Jähriger Mexikaner, der sich China anschauen möchte und eine 63 Jährige Schweizerin, die seit 30 Jahren ununterbrochen auf Reisen ist. Für gute Unterhaltung ist gesorgt.
David Goodman ist ebenfalls begeisterter Motorradfahrer und will nach seiner Chinareise mit dem Motorrad durch Europa fahren. Eine Einladung nach Mexiko zur Baja California gabs für uns obendrein. Nach 2 Tagen Ruhe geht’s weiter nach Kasachstan.

Die Straßen sind in einem sehr guten Zustand und so sind wir schnell an der kasachischen Grenze. Die Ausreise sowie die erneute Einreise nach Kasachstan verlaufen bis auf einen angeblich falsch gesetzten Ausreisestempel der ersten Kasachstanausreise problemlos. Das Stempelproblem erübrigt sich dann schnell denn das haben die kasachischen Grenzer wohl unter sich auszumachen.

Da wir für die Abholung der Ersatzteile vom Flughafen in Almaty noch Zeit haben fahren wir erstmal westwärts um den Ort Novotroitsk zu Besuchen. Matthias´ ehemalige Freundin ist dort geboren und er möchte sich den Ort ansehen. Mittlerweile ist der Ort umbenannt worden und heißt nun Töle Bi. In dem Ort lebten früher viele Deutsche, die aber mittlerweile bis auf 2 abgewandert sind.

Für die Weiterfahrt nach Almaty haben wir uns eine Straße ausgesucht die auf unserer Karte sehr gut aussah, sich aber dann als absolut schlechte Piste entpuppte. Zum Teil dachten wir es geht nicht mehr weiter und wir können uns nur noch an der Bahnlinie zu unserer Rechten orientieren. Zum Tagesabschluss finden wir aber noch einen super Wildcampingplatz. Almaty selbst hat für uns nicht viel zu bieten. Es ist heiß und es herrscht dichter Verkehr.
Am nächsten Tag treffen die Ersatzteile für Matthias´ Motorrad aus Deutschland ein. Wir fahren zum Flughafen und stellen fest das man mit Englisch hier nicht weiterkommt. Nach langem hin und her schickt man uns dann endlich zum Frachtterminal und nach weiteren 2 Stunden haben wir endlich die Teile.

Wir entschließen uns weiter nördlich zu fahren um dann unterwegs in einer Werkstatt das Federbein und die Feder zu tauschen. Vor einem Supermarkt in Qapshaghay werden wir von einem "Dimar" angesprochen. Zuerst dachten wir wieder so einer, der uns nur volllabern will. Schnell aber stellte sich heraus, dass Dimar Biker und Rallyefahrer ist und eine Garage mit allem nötigen Werkzeug besitzt.
Erstmal hat er schnell ein Hotelzimmer besorgt und dann wird das Bike repariert. Er hat alles da sogar Federspanner für Motorradfederbeine. Zwischenzeitlich hat er noch seine Freunde angerufen und so ist das Motorrad von Matthias innerhalb kürzester Zeit wieder fit. Abends dann wollen uns die Jungs noch die Gegend zeigen. Wir fahren mit Dimar und seinen Freunden Jefgeni und nochmals Dimar. Jefgeni hat einen 4x4 Mitsubishi Bully und wir fahren zu einem schönen Platz oberhalb des Stausees. Für Bier ist gesorgt und anschließend gibt’s Schaschlik in einem Restaurant.

Am nächsten Morgen werden wir wieder abgeholt und wir fahren zu einer alten Filmkulisse wo ein Hollywoodstreifen gedreht wurde.Sah schon wirklich sehr echt aus aber welcher Film hier gedreht wurde wusste niemand. Langsam wurde es uns peinlich, die Jungs kümmerten sich unglaublich um uns. Jetzt wollten wir endlich mal etwas bezahlen. Aber keine Chance! Dabei standen wir ja in ihrer Schuld. Später gab es noch einen Grillabend am Stausee. Am nächsten Tag hatten wir alle Mühe unser Hotelzimmer bezahlen, denn das hatte Dimar auch schon erledigt. Wir müssten mit Engelszungen reden damit er das Geld zurücknahm. Jefgeni und Dimar begleiten uns mit ihrem Bulli noch ca. 20 km und verabschieden uns dann herzlich.

Die nächsten Tage sind dann eher langweilig. Die Landschaft ist langweilig und bis Barnaul in Russland ist es noch ziemlich weit. An unserem vorletzten Abend in Kasachstan zelten wir vor der Stadt Semey. Abends schauten wir noch auf unsere Karte und sehen das Semey zu UdSSR Zeiten noch Semipalatinsk hieß und das kam uns dann doch irgendwie bekannt vor. Unweit unseres Übernachtungsplatzes befindet sich das ehemalige Atomtestgelände der Ex-UdSSR. Mehr als 500 Atomtests sind hier bis 1991 durchgeführt worden. Es ist zwar immer noch Sperrgebiet, aber für jedermann zugänglich. Doch eher unbehaglich verbringen wir diese Nacht.

Der Grenzübergang zu Russland verlief wieder problemlos. Auf kasachischer Seite mussten wir in eine Halle fahren und wir dachten schon das wir jetzt abgezockt werden sollten. Aber die kasachischen Grenzer wollten nur mal auf unseren Motorrädern probesitzen.  Der erste Abend wieder in Russland war dann noch ganz lustig. Auf der Suche nach einem Schlafplatz finden wir einem Campingplatz. Der erste der ganzen Tour dachten wir. Nur leider war es kein Zeltplatz sondern eine Baustelle für eine Datcha eines reichen Russen. Die Arbeiter erlauben uns zu Zelten und laden uns zum Abendessen und einer russischen Banja (die war als erstes gebaut) ein.

Die nächste größere Stadt ist nun Barnaul. An einer Bikerbar im Zentrum kommen wir schnell mit der örtlichen Bikern ins Gespräch. Wir erzählen das wir eine Übernachtungsmöglichkeit suchen. Man müht sich redlich, aber Rußland ist bei den Übernachtungspreisen schon recht teuer und wir finden kein Zimmer unter 1300 Rubel (36 Euro) jedoch incl. Banja.

Man begleitet uns zu unserer Unterkunft und es wird ein netter Abend mit Vodka und Sauna. Leicht verkatert fahren wir am nächsten Nachmittag weiter gen Altai. Der Regen hat uns wieder und wir stellen fest, dass wir vergessen haben unsere Uhr eine weitere Stunde vorzustellen. Wegen des Wetters nehmen wir wieder ein Hotel und kommen passend zu einer kleinen Firmenfeier die wohl schon auf uns gewartet haben. Wieder gibt’s Bier und Vodka. Wir müssen sogar nen Tänzchen mit den Damen aufs Parkett legen. Als man deutsches Volksliedgut von mir erwartet, träller ich erstmal das Weserlied, was alle sehr beeindruckt hat. Nette Feier! Das schlechte Wetter scheint uns nun zu verfolgen und es regnet zum Teil Wolkenbruchartig. Wir finden den ersten richtigen Campingplatz der Reise. Als man uns entdeckt werden wir gleich wieder zu Vodka und Schaschlik eingeladen. Nochmals ein sehr netter Abend.

Normalerweise sind wir sehr vorsichtig mit unseren Sachen. Diesmal vergessen wir jedoch unsere GPS-Geräte vom Bike zu nehmen. Trotz abgeschlossener Halterungen sind die Geräte heraus gebrochen und gestohlen worden. Ein wirklicher Verlust, denn wir haben nun keine Möglichkeit unsere GPS Tracks der Mongolei zu laden. Wir bleiben noch auf dem Campingplatz als jedoch am nächsten Tag auch noch Matthias Handschuhe gestohlen werden, verlassen wir den Platz und fahren zurück nach Gorno Altaisk um dort Reifen und Öl zu wechseln und um uns evtl. ein neues GPS zu kaufen.

Den Service an unseren Bikes haben wir an einer CTO Station durchgeführt. Ölwechsel und Räderausbau haben wir selbst erledigt. Aber in einer trockenen Werkstatt zu schrauben war wegen des Wetters schon gut. Fürs Öl haben wir zusammen 340 Rubel gezahlt, Räderumziehen kostete pro Rad 100 Rubel. Die Werkstattnutzung gab´s kostenlos. Das Reifenumziehen hat der Monteur in Handarbeit gemacht. Die Hinterradfelge von Matthias hat dabei sehr gelitten! Wir dachten er kriegt den Reifen gar nicht drauf. Dann haben wir festgestellt das die Laufrichtung falsch ist. Also das ganze noch mal. Mit Auswuchten ist auch Essig.  Das Hinterrad eiert nun ganz ordentlich. Na ja. Ein akzeptables GPS haben wir noch nicht gefunden. Wir werden noch einige Tage in der Altairegion bleiben. Zwei polnische Biker erzählten uns das die Grenze zur Mongolei ab dem 11.07. für 3 Tage geschlossen wird.

 
   

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